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sam1978mannheim

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Posts posted by sam1978mannheim

  1. Meine Album- Kritik

    Natürlich ist für einen Madonna Fan ein Leichtes, eine Kritik zu einem neuen Madonna- Album zu schreiben. Und ich garantiere, dass in dieser Kritik bestimmt nirgends steht, wie „alt diese Frau“ schon ist und bestimmt steht auch nirgends „sie solle nun endlich abtreten“.

    Das einzige Mal, wo ich mich vielleicht auf das Alter dieser Ikone beziehen würde, ist im Dank für ein so tolles Album, das 14. Album in ihrer fast 40 jährigen Karriere.

    Natürlich wird es viele geben, die dieses Album zerreißen würden, doch sie zerreißen nicht in Wirklichkeit das Album, sondern Madonna. Eine Frau, die einfach ihren Weg weitergeht. Scheiß drauf, was die Männer sagen und von ihr verlangen. Und scheiß drauf, was die Gesellschaft von ihr erwartet.

    Ich konzentriere mich auf die Musik, die so vielfältig und bestimmt nicht „einfach“ ist. Damit meine ich, wir reden hier von Kunst, von echter Kunst und insbesondere von einer tollen und ziemlich vielschichtigen Produktion.

    Nicht umsonst hat Madonna ihren Hauptproduzenten Mirvais als „Disco God“ bezeichnet. Die beiden haben zusammen nach „Music“ (2000) auch das völlig unterschätze persönliche Album „American Life“ (2003) produziert und das Duo scheint erneut echte „Magie“ geschaffen zu haben, wenn man sich drauf einlässt.

    Oft hat man das Gefühl, „ist das jetzt ein Lied?“, „gehört der Part wirklich dazu?“, „was genau macht sie jetzt?“- Ich war selten so überrascht von einer neuen Madonna Platte.

    Es ist für mich seit „Ray of Light“ die Platte, die mich am meisten berührt hat.

    Hier geht es nicht darum, „Hits zu landen“ oder „anderen zu gefallen“, sondern das zu machen, was Madonna eigentlich schon immer gemacht hat: Genau das zu machen, worauf sie Bock hat, entgegen jeder Konvention, immer schön gegen den Strom schwimmen und vor allem Musik zu schaffen, die Fragen stellt und zur Diskussion anregt.

    Längst hat sie verstanden, dass sie nie wieder einen Hit landen wird und niemals mehr so viele Platten verkaufen wird, wie früher. Aber darum geht es bei MADAME X auch nicht. Es geht darum, dass sie uns auf eine weitere Reise einlädt und nicht alle werden diesen Weg gehen. Egal.

    Die Musikstile sind kunterbunt gemischt, MADAME X klingt wie ein Mitschnitt ihrer gesamten Karriere und ist dennoch neu und innovativ. Reggae, Pop, Soul, ein wenig Rap, Gospel, Chor, gefühlvolle Balladen, portugiesische und Latinmusik- Einflüsse. Madonna klingt oft nicht nach Madonna, sondern nach Madame X, die verschiedene Rollen und Personen in ihren Songs annimmt. Und da darf sei meiner Meinung gerne ihre Stimme "verstellen", der Vocoder als Stilmittel ist bisher noch nicht verboten worden.

    Ein Highlight ist das bekannte „Medellin“- „I took a pill and had a dream“, der perfekte Eingangssong und vor allem auch die beste erste Singleauskopplung mit dem dazugehörigen Hammer- Video. Ein Mitschnitt ihrer ganzen Karriere in einem Video hineingebracht. Von dem Brautkleid, zum Kreuz von „Like a prayer“, dem Domina- Style von „Erotica“ und dem Cowgirl von „Music“.

    Und der nächste Song ist gleich ein Hammer mit einem Video, was so nur Madonna herausbringen kann: „Dark ballet“- beginnt wie ein typischer Madonna Song und wechselt und sampelt Tschaikovskies „Nussknacker- Der Tanz der Rohrflöten“. Ein absoluter Geniestreich, den viele vielleicht gar nicht verstehen werden. In dem Video spielt ein schwarzer, HIV- Positiver Transgender die Hauptrolle und hier geht es um die Themen, die Madonna schon immer ausgemacht haben: Für Freiheit, für Gleichbehandlung aller Menschen egal mit welcher Rasse, Herkunft und Hautfarbe, egal welche Religion und welche sexuelle Orientierung. Es geht um den Menschen und darum, dass das Leben gut ist, auch wenn man mitten im Dunst ist und das Licht noch nicht wirklich gesehen hat. Außerdem geht es darum, dass man eben genau das tun und machen muss- man muss für seine Sichten und Ziele einstehen und dafür kampfen, sonst ändert sich nichts.

    Und es spiegelt auch die Sängerin wider, denn man muss erst die Nuss knacken, um an die Wahrheit zu gelangen und viele werden genau dies nie schaffen.

    Die ganzen sogenannten Pop- Prinzessinnen können sich hier abgucken, wie man es eben richtig macht!

    Die stärksten Stücke sind für mich „Looking for Mercy“- Kritiker beschreiben dieses Lied als ein „Album- Filler“- für mich absolut gefühlvoll und ich könnt im Text und in der Melodie dahinschmelzen. Unglaublich experimentell und dennoch klingt „Extreme Occident“ wie ein Song, auf den ich schon länger gewartet habe („I was right, and I've got the right to choose my own life“) oder Zeilen aus „Crave“: „'Cause I'm just me (yeah), that's all I can be (ooh), something real (yeah), something I can feel. You know I just can't change, this is how I'm made“.

    Es gibt auch endlich wieder einen richtigen Dancesong ganz im Style der 90er („Vogue“, „Rescue me“) mit „I don’t search, I find“ mit eindeutigen Referenzen zu ihrem 1992er Geniestreich „Erotica“.

    Ich möchte auch unbedingt das Lied „God Control“ empfehlen. Ein Kunstwerk, viele Musikstile in einem Song vereint, Klassik, Dance, House, Rap, Sprechgesang und ein Beat, der vor allem den „Gays“ gefallen wird. Der Song an sich ist sehr politisch und Madonna bringt es auf den Punkt: „Everybody knows the damn truth, Wake up , wake up“.

    Das einzige Lied, welches mir nicht gefällt, ist „Batuka“, mit dem Song kann ich persönlich nix anfangen. Natürlich weiß ich, dass das Album schon jetzt von den Kritikern verrissen wird und das ist mir auch ziemlich egal.

    Mir persönlich gefällt es sehr und ich versuche es so „objektiv“ zu beschreiben, wie ich kann: Es ist das vielseitigste, spannendste, teilweise bizarrstes Album, was ich je von ihr gehört und- und was Madonna auf ihren letzten Alben nicht so wirklich geschafft hat, ist ihr diesmal wieder gelungen:

    Eine perfekte Neu- Erfindung mit der Persona MADAME X, die die Welt aus ihrer Sicht beschreibt und vor allem mit sich im Reinen ist.

    MADAME X erscheint am 14.06.2019

     

     

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